Vorbestellen!

Ich durfte die letzten Tage in der Orthopädie in Schlierbach verbringen. Ein Review.

Aus Gründen, die mir mein Rücken bis heute verschweigt, machte dieser am letzten Samstag ein Riesentheater und forderte vehement mit Blaulicht (<– arschcool) in die Notaufnahme gefahren zu werden. Ich bin aus Sicherheitsgründen lieber mitgefahren. Nachdem kein Schmerzmittel mich auf die Beine bringen konnte, schob man mich einfach auf den Flur, bis sich einer aus der Orthopädie erbarmte und mich mit hoch nahm.

Personal: Alle Mitarbeiter waren ausgesprochen freundlich und zuvorkommend. In den zweieinhalb Tagen, die ich wie ein Käfer auf dem Rücken im nur manuell verstellbaren Bett verbrachte, war sich von der Reinigungskraft bis zur Assistenzärztin niemand zu schade, mal kurz mein Bett wieder hoch, nein, wieder ein bisschen runter, nee, ein bisschen höher, danke, und nach einer Viertelstunde wieder runter zu stellen.

Zwei Dinge lieben Ärzte und Therapeuten in der Orthopädie Heidelberg: Schmerzmittel und Mobilitätstests. Kein Arzt oder Therapeut ließ es sich nehmen, den lustigen Zehenspitzen-Hacken-drücken-Sie-mal-ziehen-Sie-mal-Test selbst noch einmal durchzuführen, und wie eine alte Tante kurz vor dem nächsten Taschengeld fragten alle immer besorgt, ob ich denn noch genug Morphin hätte oder sie mir noch etwas zustecken sollten (aber nicht alles auf einmal nehmen!). 9/10

Ambiente: Die Orthopädie Heidelberg besticht durch ihre idyllische Hanglage und astreine Schwarzwaldklinikromantik (was ich jetzt verifizieren könnte, wenn ich nicht zu faul wäre “Schwarzwaldklinik” zu googeln). Aus dem Fenster des geräumigen Dreibettzimmers schaut man auf saftig grüne Wälder und ein großer durchgehender Balkon lüde zum Verweilen ein, wenn a) mein Rücken kein dreckiger Bastard wäre und es b) nicht Ende April 3°C und Schneeregen gehabt hätte. Das historische Treppenhaus hat entlang der Stufen eine steinerne Notrutsche (<– arschcool) mit der grausamsten Plakettenaufschrift, die ich je lesen musste: “Benutzung der Rutsche verboten.” Die Physiotherapeutin beruhigte mich und versicherte mir, dass sich die meisten Kinder daran nicht halten. 9.5/10

Quelle: http://blogs.faz.net/planckton/files/2013/07/1.jpg

Essen: Die Vepflegung im Klinikum wird von der Firma “Apetito” geliefert, einem Unternehmen mit Sitz in der Gourmethauptstadt Rheine. Dort werden junge Köche auf der Straße eingefangen, gechippt und so lange mit brauner Soße zwangsernährt, bis der Lebenswille in ihren Augen erlischt. Wenn sie nachweislich keine Gefühlsregung bzw. körperliche Symptome wie Ausschlag zeigen, wenn man ihnen Videos von träumenden Hundewelpen zeigt, werden sie in die Abteilung “Menüdesign” befördert.

Wenn der Patient in die 20 Minuten durchgekochten Gallertstreifen mit angedickter Hamburgersoße und Röstzwiebeln (“Käsespätzle”) beißt, überfällt ihn das Gefühl tiefer Traurigkeit und Verzweiflung. Auch mit der hastig nachgeschobenen, in Essig und Hass getränkten Rotkrautbeilage lässt sich dieser Geschmack nicht mehr aus dem Gedächtnis tilgen. Schon der Anblick und Geruch dieses weißgelben Klumpens wecken in der Magengegend ein Gefühl irgendwo zwischen Sodbrennen und der Gewissheit, einen guten Freund enttäuscht zu haben.

Bevor das Brot fürs Frühstück und Abendessen servierfertig ist, muss es zunächst drei Tage in einem auf 2°C runtergekühlten Kartoffelkeller lagern. Ein Lichtblick ist da der “Erdbeer”-“”Joghurt”” (0,1% Fett), der laut Etikett nicht gekühlt werden muss und zu einem wesentlichen Teil aus Karottenkonzentrat besteht. Schmeckt topp.

Fazit: Die Orthopädieklinik Heidelberg ist eine gute Adresse für nutzloses Rumliegen unter Schmerzen in professioneller, freundlicher Atmosphäre. Einen Stern ziehe ich ab für das Essen, dessen Einnahme im dritten Kreis der Hölle aus Gründen der Menschlichkeit verboten wurde. Nehmen Sie sich eine Stulle mit.

Quelle: http://brandondoesdallas.com/wp-content/uploads/2015/06/stars_large_2x_4star.png

 

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