Bei Only Connect spielen zwei Teams ein teilweise irrwitzig schweres Quiz gegeneinander. Es gibt kein Studiopublikum, keine Showeffekte, ja, nicht einmal einen Preis. Es ist die beste Show, die ich je gesehen habe.
Der Bildschirm leuchtet in einem unangenehm generischen Blau. Ein Streichquartett spielt die uneingängige, aber liebliche Titelmelodie, während Tafeln mit ägyptischen Hieroglyphen munter durch die Gegend flitzen und im Logo der Show aufgehen. Man bekommt den Eindruck, hier habe jemand im MS Office Quiz Title Creator® eine Standardvorlage geöffnet, die Wörter “Only” und “Connect” eingefügt und dann pünktlich Mittagspause gemacht. Schnitt zu einem spärlich beleuchteten Studio, das offensichtlich in einem geheimen Keller in Cardiff eingerichtet wurde. Man sieht förmlich, wie hinter der Kamera immer wieder einmal ein BBC-Mitarbeiter auf der Suche nach dem Kopierraum die Tür öffnet, den einatmenden “Ssss”-Laut eines unfreiwilligen Eindringlings macht und die Tür leise wieder schließt.
“Hello. Are you lost? Come in! Come into this weird little room. We’re going to play a game called Only Connect. I’m going to ask some questions and you won’t know any of the answers. But that’s ok. There are no prizes, I can’t hear you, and conciousness is finite so nothing matters anyway. Let’s meet the teams!” (Aus Staffel 9, Folge 2)
Kurze unangenehme Pause. Es ist kein Publikum da, das über den skurrilen Anfangswitz lachen könnte. Dann werden die Dreierteams vorgestellt, die so schmissige Namen wie “History Boys”, “Chessmen”, “Felinophiles” (ja, sie wurden schon öfter darauf angesprochen, dass es eigentlich Aílourophiles heißen müsste) oder “Edinburgh Scrabblers” tragen. Ihre Mitglieder sind Programmierer, Beamte, Geschichtsstudentinnen, Starmaterial eben.
Ihre Aufgabe ist es, die versteckte Verbindung zwischen maximal vier Hinweisen zu suchen. Je weniger Hinweise man braucht, desto mehr Punkte sammelt man. Lust auf eine Runde? Hier einmal eine leichte, Sie haben 40 Sekunden Zeit (Für die Lösung auf die Fußnote klicken oder den Cursor draufhalten1 ):
Noch ein Beispiel, diesmal aus Runde 2: Was kommt als Viertes in der Reihe?
36 – verborgen
18 – träge
10 – neu
?
Wenn Sie jetzt innerhalb von 40 Sekunden auf “2 – Sonne” gekommen sind, dann könnten Sie es vielleicht ins Staffelfinale von Only Connect schaffen 2 .
Stuart Heritage schreibt im TV- und Radioblog des Guardian über den “uneasy appeal” der Sendung, die mittlerweile ein kleiner Hit ist und von BBC 4 nach BBC 2 umgezogen ist. Die Show sei befremdlich mit ihren merkwürdigen Teilnehmern und demütigend schwierigen Aufgaben. Das wäre sie vielleicht, wäre Victoria Coren Mitchell nicht so eine brillante Moderatorin.
Stattdessen macht sie schon mit ihren im Raum verhallenden Anmoderationen klar, dass es in dieser Show nicht darum geht, dem Publikum etwas zu bieten, cool oder interessant im herkömmlichen Sinne zu sein. Überhaupt fühlt man sich als Zuschauer angenehm ignoriert. Da sitzen einfach sieben Nerds zusammen, und spielen ein kleines Spiel miteinander, in dem es um nichts geht außer um die Herausforderung und das Teilen von obskuren Wissenshäppchen, mit denen man auf keiner Cocktailparty glänzt (Coren Mitchell:”Was wissen Sie über den Gitarristen der Monkees?” Alle im Chor: “Seine Mutter hat Tipp-Ex erfunden!”). Abgerundet wird das ganze mit selbstironischen Bemerkungen darüber, dass das alles außerhalb des Studios niemanden wirklich interessiert.
Wenn in der zweiten Runde das letzte in einer Reihe von vier Liedern gesucht wird, schlägt Coren Mitchell auch gerne einmal vor, dass die Kandidaten es gemeinsam singen (ohne Begleitung natürlich) und in jeder anderen Sendung wäre es cringeworthy, wie der Captain der “Wayfarers” alleine mit viel Inbrunst und wenig Tongefühl “Gold” von Spandau Ballet singt. Aber das ist nicht der Grund, warum sie das vorschlägt, hier wird niemand vorgeführt. Es macht einfach Spaß zu singen, das ist alles.
Wenn die Kandidaten nicht gerade Lieder singen, die sie leidlich kennen, nuscheln sie sich gegenseitig ins Ohr, um Lösungsvorschläge und Ansätze auszutauschen. Die soll das gegnerische Team nicht hören, damit es möglichst keinen Bonuspunkt abstaubt, wenn man selbst die falsche Antwort gegeben hat. Der Zuschauer versteht von dem Gemurmel genauso wenig. Tja.
Wenn die Kandidaten mal eine halbrichtige Antwort geben, gibt Coren Mitchell auch gerne einmal Hilfestellung und hat einiges an Freiraum, was die Vergabe der Punkte angeht. Auch das funktioniert wegen der sportlichen und freundlichen Atmosphäre, die in und zwischen den Teams herrscht, nach dem “OUTBURST!”-Motto: Es ist nur ein Spiel, gib im Zweifel den Punkt.
Das Streichquartett markiert mit dem üblichen Thema das Ende des zehnten Staffelfinales, wie am Ende jeder Folge. Nach vier Runden “excellent quizzing” (Coren Mitchell) werden die “Orienteers” zum Champion ernannt, was ihnen ein amüsiertes Schmunzeln entlockt, und das gegnerische Team applaudiert freundlich. Die Vergabe der hässlichen Glastrophäe regeln Coren Mitchell und die Sieger dann später im Hintergrund, während schon der Abspann läuft. Ist auch nicht so wichtig.